Deutschland Portugal Fahrradreise Bericht Seite 7
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20.08 Gijon - Muros de Nalon
GPS Download
20090820Karte
20090820
Die vermutete Kirche ist eine Uni, wird bewacht und man darf nicht mit den Rädern rein. Irmgard geht alleine hinein während ich bei den Fahrrädern bleibe. Sie kommt aber auch schnell wieder heraus weil innen alles geschlossen ist. Das kennen wir doch irgendwo her. Kirchen, Geschäfte und jetzt auch die Universitäten verschlossen. Wir fahren weiter durch Gijon. Mitten im Kreisverkehr hält ein Autofahrer und will uns den Weg zum Camino zeigen, ich lehne noch im Kreisverkehr dankend ab. Mit dem Navi ist kein größeres Problem den Weg zu finden.
Noch ist es ungewohnt wolkenfrei. Es sollte sich aber schnell ändern. Es wird immer dunkler und beginnt stark zu regnen. Wir fahren weiter bis uns der Weg dieser Strasse durch ein Baustellenschild versperrt wird. Keine Umleitung einfach nur gesperrt. Das Problem an dieser Stelle ist, dass es eigentlich nur Autobahn oder diese Strasse gibt. Beide führen kurze Zeit später durch eine Brücke über einen breiten Fluss, der sonst erst weiter im Land hinter vielen Bergen überquert werden kann. Wenn also diese Sperrung die Brücke betrifft, müssen wir über die Autobahn oder aber durch das Gebirge fahren: Wir finden im Navi einen Weg der uns über Umwege auch bis kurz vor die Brücke führen kann um zu sehen was los ist. Manchmal kann man ja trotz Baustelle mit dem Rad vorbei kommen.
Nach einer Weile Regenfahrt kommen wir zur Brücke und können Sie bedenkenlos überqueren.
In den  Dörfern gibt es oft seltsame Baumhäuser auf 4 Pfosten und einem spitz zulaufenden Stein. Es sind Getreidespeicher. Möglicherweise eine Art Wahrzeichen.
Wir gelangen wieder ans Meer. Uns begeistert der Anblick. Wellen die wir seither an der Küste vermissten, leere Strände, Riffe...
Es regnet weiter aber wir stellen wieder einmal fest, dass es keinen blauen Himmel und Sonne braucht das Meer in Szene zu setzen. Ganz im Gegenteil.

Fahrrad am Meer
Fahrrad am Meer


21.08 Muros de Nalon - Navia GPS Download
20090821Karte
20090821
Wir fahren heute weiter auf der N632. Das hat sich bewährt da der KFZ Verkehr auf der parallel liegenden Autobahn verläuft. Auch heute wieder sind wir beeindruckt von der Landschaft. Küste, Berge, Täler, Wälder wechseln sich ab.
Zu unserem Glück gibt es auch wieder bedeckten Himmel, denn es geht die Schluchten wie gewohnt rauf und runter, während für KFZ und Zug Brücken gebaut wurden.
Ein freilaufender Hund in der Größe eines Kalbes bellt und rennt uns nach. Als wir in Angriffsstellung stehen bleiben um Ihm die Stirn zu bieten hat er Angst und rennt davon. Mir sind schon einige Hunde hinterher, wenn man es nicht schafft schneller zu fahren als der Hund läuft, bleibt man am besten ruhig stehen und schaut gelangweilt die Gegend an.. Entweder wird mal als Jagdobjekt uninteressant oder Sie bekommen sogar Angst, wie in diesem Fall. Oft aber bleiben sie auch einfach vor einem stehen, bellen dich weiterhin an, tun aber nichts.
Wie sehen unterwegs auch wieder einige Pilger. Wenn man glaubt die Peregrino haben zerfetzte Kleider, ausgelatschte Schuhe an, stinken meilenweit und sind fix und fertig, dann liegt man falsch.
Die sind gepflegt und immer wird mit einem freundlichen >>buen camino<< gegrüßt. Liegt vielleicht auch an der Vielzahl von Bushaltestellen am Weg.
Unsere Endstation heute ist ein netter Hafenort mit neu renoviertem Campingplatz.

Autobahn und daneben eine Zugbrücke, während wir immer runter und hinten wieder rauf müssen.
Autobahn und Zugbruecke

Schicke Pilgerin an einer Bushaltestelle
Peregrino Weiblich

Straße am Meer
Einsame Strasse am Meer

Glückliche Kühe mit Meerblick
Gückliche Kühe mit Meerblick


22.08 Puerto da Vega - Navia GPS Download
20090822Karte
20090822
Wir bezahlen die Zeltplätze eigentlich gerne gleich bei Ankunft um morgens ungehindert abreisen zu können. Hier wollte der Besitzer jedoch, dass wir uns erst einen Platz suchen und dann bezahlen. Als wir am nächsten Morgen um 10 Uhr zur Rezeption gehen um zu bezahlen ist noch geschlossen. Die hatten gestern eine Einweihungsparty für den Zeltplatz und vermutlich wird nun der Rausch ausgeschlafen. Wir wollen nicht warten und reisen ohne zu bezahlen ab.
Unterwegs denke mir auf einem heiligen Pilgerweg seine Unterkunft nicht zu bezahlen ist eigentlich unverzeihlich. Andererseits aber freue ich mich 15,- Euro gespart zu haben. Das ist aber nicht gespart sondern geklaut. Gleichzeitig tröste ich mich, nichts hätte dagegen tun zu können. Der Laden war zu ich wollte gestern bezahlen und heute war nicht einmal ein Briefkasten zu sehen. Ich überlegte heute Morgen sogar das Geld in einen Kartoffelsack zu stecken der vor der Haustüre stand. Als ich ein Martinshorn in der Ferne höre sage ich zur Irmgard spassig >>Die suchen uns schon<<
Ich hatte nicht als einziger ein schlechtes Gewissen. Irmgard sagt Sie denkt die ganze Zeit an den unbezahlten Zeltplatz.
Wir beschließen daraufhin für 15,- Euro eine Kerze in Santiaogo für den Zeltplatzbesitzer anzustecken und fahren beruhigt weiter.
Da auf unsere Planroute kein Zeltplatz liegt und man die Nationalstrasse bisher so gut befahren kann, haben wir den Streckenplan für 3 Tage bis Santiago de Compostela geändert.
Dummerweise hört die Autobahn auf weshalb der Verkehr auf unserer Nationalstrasse wächst. Erst als wir bei Vegadeo in das Landesinnere einbiegen wird es wieder ruhiger. Der angesteuerte Zeltplatz ist sauber und liegt in einem schönen Tal. Ein Wandergebiet. Der Platz ist ein guter Tipp. Er ist günstig und auch das Meer ist nicht all zu weit entfernt.

Wir verlassen das Meer und fahren ins Landesinnere
Berge Galicien



23.08 San Tirso de Abres - Lugo GPS Download
20090823Karte
20090823
Wir verlassen Asturien und fahren heut auf der N640 bis nach Lugo in Galicien. Wir müssen von 0 wieder auf 600 Höhenmeter rauf. Mit über 100 kg Fahrrad kein Pappenstiel und beschließen deshalb frühzeitig loszufahren um die Steigung noch am kühlen Vormittag hinter uns zu haben. Die Steigung ist angenehm bei 5-7 Prozent und es hat kaum Verkehr. Ich zähle die Sekunden herunter und wir schaffen es noch am Vormittag um 11.59 Uhr den höchsten Tagespunkt zu erreichen.
Lugo ist die älteste Stadt Galiciens. Es gibt ein römische Mauer und eine riesige Kirche die wir besuchen.
Anschließend gehen wir Eis essen bevor wir unseren Campingplatz aufsuchen. Vor uns steht ein verwilderter Garten.
Es gibt keinen Zeltplatz mehr. Ich ärgere mich sehr, weil wir wegen diesem Campingplatz unsere Route geändert haben. Wir sind davon ausgegangen kein Hotel nehmen zu müssen, denn in unserem Zelt fühlten wir uns pudelwohl.
Dann werden wir wohl wild campen müssen. Im Garmin schaue ich aber noch nach anderen Unterkünften und finde das Hotel Santiago in der Nähe. Vielleicht ist es ein Zeichen, denn es liegt direkt auf unserer weiteren Planstrecke.
Ein großes schwarzes Hotel aus Glas mit 4 Sternchen steht vor uns. Sieht viel zu teuer aus und wir wollen weiter fahren. Aber man kann ja mal interessehalber nach dem Preis fragen. Irmgard fährt schon gar nicht bis zum Eingang und wartet.
Ein wenig mulmig schaue ich auf meine dreckigen Klamotten, gehe aber dennoch hinein. Das Hotelfoyer bestätigt den guten aber auch teuren Eindruck. Es empfängt mich eine professionelle und nette Rezeptionistin. Preis 65,- Euro das Doppelzimmer. Augrund meiner Schwarzwalderfahrung frage ich nach ob das für beide Personen ist. Sie bestätigt. Begeistert hole ich Irmgard und wir verbringen eine Nacht in einem Luxushotel mit Garage für unsere Fahrräder, Internet, Fliesenboden, Swimmingpool, Klimaanlage und Restaurant welches aber Sonntags geschlossen ist..
Heute ist Sonntag. Wir nehmen deshalb unseren Kocher, Wasser und Nudeln und veranstalten ein Picknick vor dem Hotel.
Da wir noch keinen Plan für die Rückkehr nach Deutschland haben, nutzen wir anschließend den Internetanschluss im Hotel um Möglichkeiten abzuklären. Wir entscheiden uns für einen Flug von Porto nach Stuttgart inklusiv Rücktransport der Fahrräder. Da die Räder laut AGB aber vorschriftsmäßig verschraubt und verpackt sein müssen, wir aber weder grobes Werkzeug noch Packmaterial dabei haben, müssen wir es am Flughafen darauf ankommen lassen ob sie unsere Räder auch so mitnehmen..

Strasse nach Lugo. Gleichmäßige Steigung 5-7% und Sonntag früh kaum Verkehr.
Strasse nach Lugo


24.08 Lugo- Melide GPS Download
20090824Karte
20090824
Ich stehe früh auf und plane eine Alternative zur Alternativstrecke, weil ich mir vorstellen kann, dass diese Nationalstrasse Montags stärker befahren wird.
Nach einem kleinen Frühstück in der Bar brechen wir auf.
Nette und ruhige Strassen auf denen wir nebeneinander her fahren können und massenhaft Pilger. Klar, es sind die letzten 100 km vor Santiago die ausreichen, um eine Pilgerurkunde zu erhalten, welche die Spanier auch für die Bewerbung benötigen.
In Palas de Rei auf einem Marktplatz noch mehr von diesen Pilgern. Ich glaube hier treffen sich Nord - und Südjakobusweg. Viele stehen vor einem Gebäude Schlange wegen einer Unterkunft. Andere liegen auf dem Marktplatz oder bandagieren ihre Füße. Interessant ist das schon, aber ich werde vermutlich nie ein Peregrino.
Der heilige Jakobus ist vielleicht anderer Meinung, denn auf der Weiterfahrt Richtung Santiago beginnt es stark zu regnen. Anfangs sind wir noch lustig und bedauern die Pilger am Wegrand. Als der Regen aber stärker wird und kein Zeltplatz in sicht ist beschließen wir bei Melide in ein Hotel zu gehen. Das Hotel war bereits voll und wir geraten durch Zufall oder einer anderen gewaltigen Macht in eine echte Pilgerherberge. Der Regen wird heute wohl nicht mehr nachlassen, also klopfen wir an der verschlossene Tür und fragen nach. Das Haus ist bereits gut besucht aber wir bekommen ohne Pilgerausweis noch zwei Betten für jeweils 8,- Euro. Als wir nach einer Essensmöglichkeit fragen bekommen wir für 2,- Euro weiter ein Pilgermenü, das allerdings wird erst um 20,00Uhr serviert. Eigentlich haben wir beide keinen Hunger, aber leider haben wir uns erst nach der Bestellung abgesprochen..
Um 20 Uhr dann sitzen wir mit fast dem ganzen Haus an einem großen Tisch, trinken Wein und essen Paella. Eigentlich waren es ungesalzene gelbe Nudeln mit ein paar Gemüsewürfel. Nach dem Regen aber hat uns das sehr geschmeckt.
Nach einem Lob an den Koch gehen wir in das 8Bett Zimmer und hören noch unseren spannenden Krimi >>Kalte Asche<<

Pilgerstrom hinter Lugo
Pilgersrom hinter Lugo

Auch Radpilger gab es ne Menge.
Radpilger

Pilgerherberge am nächsten Morgen nach dem Regen
Pilgerherberge


25.08 Melide - Santiago de Compostela GPS Download
20090825Karte
20090825
Die Nacht in einem 8 Bett Zimmer sind wir nicht gewohnt, ich schlafe schlecht ein aber durch.
Morgens gibt es noch ein Frühstück mit sehr guten Kaffee und wir fahren nach einem kleinen Gespräch mit Fußpilgern aus München und Ebersbach weiter nach Santiago. Es war alles sehr interessant, aber ich bin auch froh diesen ganzen Pulk von Pilgern wieder verlassen zu können.
Es regnet nicht mehr aber wir haben starken Nebel und entschließen uns mit Licht zu fahren. Anfangs probieren wir noch die original Pilgerwege. Sie sind aber voll mit Wanderer und matschig vom Regen, deswegen gehen wir wieder auf die Strasse. Auch ein paar Fußgänger ziehen diesen Weg vor.
In Santiago nehmen wir den Zeltplatz in der Stadtmitte, stellen unser Zelt mit Ausblick auf die Stadt auf und fahren anschließend ohne Gepäck zur Kathedrale. Seit gestern fühle ich mich nicht mehr nur als Radreisender sondern auch als Pilger und muss diesen Weg jetzt auch zu Ende führen. Der heilige Jakob hat mich also nun doch zum Peregrino gemacht. Zumindest fühle ich mich so.
In der Kathedrale schauen wir uns alles an. Irmgard geht zu Beichtvater und gibt ihm 20,- Euro für ein Gebet.
15,- für den noch nicht bezahlten Zeltplatz und 5,- für den Rest. Er verstand Irmgard und wir sind nun von unserer Zechprellerei befreit. Glück gehabt.
Wir sitzen bei Sonne noch auf dem warmen Vorplatz der Kathedrale mit anderen Pilgern und schauen stolz auf das erreichte Ziel.
Auf dem Weg zurück zum Zeltplatz treffen wir noch zwei ältere Damen aus einem rollendem Hotel. Sie sind ganz begeistert und wir unterhalten uns noch einige Zeit bis wir glücklich und zufrieden zu unserem Zelt gehen.Wir freuen uns riesig darauf. Zwei Nächte hintereinander mussten wir auf unsere kleine Heimat verzichten.

Fußpilgerweg im Nebel
Fusspilgerweg im Nebel

Ich werde zum Pilger und stecke ein Pilgerkreuz in den Zaun der voller Kreuze war von anderen Pilgern
Pilgerkreuz

Ankunft Kathedrale Santiago
Kathedrale Santiago


26.08 Santiago - Sanxsenxo GPS Download
20090826Karte
20090826
Wir schaffen es nicht noch vor dem Regen das Zelt abzubauen, deshalb Frühstück bei Regen im Zelt.
Das Zelt muss nass eingepackt werden. Als wir Richtung Atlantik losfahren nieselt es nur noch leicht..
Hinter Santiago sehen wir wieder Pilger die von Portugal aus kommend den Camino Portugues laufen.
Am Meer angekommen sehen wir eine Menge Muschelsammler, die bis zu den Knien, in flachem Gewässer stehend, den Schlamm in Ihre Netze schaufeln um ein paar Miesmuscheln auszusieben.
In Sanxsenxo angekommen gibt es den angestrebten Zeltplatz nicht mehr. Wir müssen wieder 3 km zurück fahren.
Wir stellen das Innenzelt auf und trocknen das Außenzelt. Während ich im Innenzelt liege erklärt Irmgard unseren interessierten spanischen Nachbarn noch den Aufbau unseres Salewa Zeltes

Muschelsammler
Muschelsammler


Deutschland Portugal Fahrradreise Bericht Seite 7
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